Sonntag, 8. April 2007

Chicago: Hier muss es irgendwo sein... Nur noch drei oder vier Blocks....

Abschied nehmen war schwer. Ich wollt nicht weg von Jean und Minneapolis. Fliegen war schon fast gewohnt. Der Mitflieger neben mir fragte mich, wo ich den amerikanischen Akzent gelernt hätte.

Suzi und ich hatten gar nicht besprochen, wo wir uns treffen würden, aber wir fanden uns. Sie ist noch, wie ich sie erinnert habe: Mit ganz eigenem Stil, künstlerische Ader, war also unverkennbar in der Menge. Mit S-Bahn, Bus und S-Bahn zu ihrem Apartment. Sie bestand darauf, meinen Koffer zu tragen. Sie wohnt ganz am nördlichen Ende von Chicago, am Ufer des Lake Michigan (Rogers Park). Es ist ein Wohnblock, ein ziemlich schöner sogar. Sie wohnt in einem 1-Zimmer-Apartment im siebten Stock. Schön alt und toll renoviert. Vintage sozusagen. Direkt neben dem altertümlichen Lastenaufzug. Durch die Schiebefenster blicke ich auf den Backsteinhinterhof mit den Feuertreppen. Das beste an diesem Haus: Es hat einen Privatstrand, kein Witz! Ein Sandstrand am Ufer des Lake Michigan. Der ist eigentlich gar kein See, nicht in meiner Definition, denn ich sehe kein anderes Ufer. Und die Wellen rollen an den Strand. Nur das Salzwasser fehlt zum Meer. Nachteil: Es ist wirklich ziemlich weit draußen. Ins Zentrum braucht man, egal ob mit Bus oder mit S-Bahn, eine Stunde. Aber, hey, wer braucht eine Innenstadt, wenn er einen Privatstrand hat! Okay, nicht bei den aktuellen Temperaturen, aber ich stell mir vor, wie ich da im Sommer nach der Arbeit mit einem Buch sitzen würde oder im Sonnenaufgang schwimmen vor dem Frühstück.

Abends spazierten wir durch Belmont / Boys town. Suzi hat einen flotten Schritt und läuft lieber mal auf gut Glück und fragt erst dann nach der Richtung. Ich hatte also ein kleines Work-out bis wir das Restaurant fanden. Ein veganes Restaurant. Oh war das lecker, unglaublich. Wir saßen an der Theke, denn auf einen Tisch zu warten, hätte noch länger gedauert. Dort wurden wir mit kleinen Probierportionen der Eis-Shakes versorgt, aus veganer Bio-Soja-Eiscreme. Das war so ziemlich das leckerste, was ich je gegessen habe. Seit ich in Chicago bin, habe ich noch nichts gegessen was nicht irgendwie bio oder fair gehandelt war. Suzi ist superdünn, weil sie so sportlich ist, aber sie isst genauso gern wie ich. Wir wandern hier von einem Schokokuchen zum anderen. Nur unterbrochen von den herzhaften Mahlzeiten. Wir teilen immer das Essen, so können wir uns gemeinsam durch die Speisekarte essen.

Heute besuchten wir den Oster-Gottesdienst. Wir fuhren lange mit dem Bus, waren etwas spät dran und Suzi nicht so ganz sicher ob des Weges, also wieder bisschen Workout. Habe ich erwähnt, dass wir zum Apartment im siebten Stock natürlich die Treppe nehmen?

Jetzt sitzen wir in diesem urigen Cafe-Restaurant in Andersonville, einer bunten Gegend voller kleiner Restaurants und Shops auf dem Boden auf Sitzkissen an einem orientalischen Tischen, essen organic (=bio) food, und zapfen das Wireless Internet des Nachbarrestaurants an.

Wie ist Chicago? Es ist weder wie New York noch wie Minneapolis. Ich habe bisher ja nur den nördlichen Teil gesehen. Hier habe ich hauptsächlich zwei bis dreistöckige Häuser gesehen, sehr unterschiedlich, mulitkulti, abwechslungsreich. Hässliche Wohnblocks neben alten Häuschen. Zwischendrin fährt auf der Hochtrasse die S-Bahn. Die Haltestellen sind aus Holzbohlen. Viel Rost (nicht am Holz, an den Metalltreppen), es rattert. Super ÖPNV, alle paar Minuten ein Bus oder eine Bahn. Die Stadt ist unüberschaubar groß. Die drittgrößte Stadt der USA, Millionen von Einwohnern. Morgen erkunde ich down town auf der Suche nach dem ersten ungesunden Essen dieser Stadt.

2 Kommentare:

Knightridge Overlook hat gesagt…

Wenn Sie vegan essen wollen, vergessen Sie nicht Lake Side Cafe, ganz in der nähe. Aus Rogers Park ist die S-Bahn im Moment meistens kaputt. Mit einem Fahrrad kann man in 20 Minuten ins Zentrum kriegen.

Wilkommen in Rogers Park!

Birgit hat gesagt…

Tja, allmählich ist nicht nur Dein Akzent amerikanisch. Dass Du "erinnerst", das hatten wir ja immer schon mal, aber "dieses" Restaurant ist auch schon ziemlich typisch. Chicago scheint ja ein interessantes Kontrastprogramm zu sein. Und wieder bin ich beeindruckt vom öffentlichen Nahverkehr. LG Birgit